Bauernsturm 1939

 Bauernsturm 1939
DIE SPIELE AUF DER FREILICHTBÜHNE UND DIE KIRMES 1939
Unsere Bühne war mit dem Jahre 1939 zur „Reichsfeilichtbühne“ erklärt worden. In diesem Jahr sollte das Schauspiel „Bauemsmrm 1525“ unter der bewährten Leitung von Johannes Müller-Roden zur Aufführung gelangen. Die Spieltage waren der 09., 16., 23. und der 30. Juli. Auch in diesem Jahr war der Erfolg groß. Über 20.000 Menschen besuchten in diesen Tagen unseren Ort. Wegen des großen Erfolges wurde für den l1, August eine Sonderaufführung eingeschoben. Über diesen letzten Spieltag berichtet Heinrich Lessel aus Hülzweiler in der Saarbrücker Zeitung 1988: „Wieder waren 3.000 Menschen gekommen. Eine Szene des Spieles - Menschen bringen ihre Habe in Sicherheit - sollte schon wenige Tage später bittere Wirklichkeit werden, denn schon drei Tage später zogen die ersten Flüchtlingstrecks vom Saargau durch die „Hild“ in Richtung Saarwelljngen.“ (Bericht H. Lessel)
Die Spiele selbst hatten einen wunderschönen Verlauf, Wieder kamen alle Hauptdarsteller aus Hülzweiler. Unvergeßlich in ihren Rollen als Wendelsepp. Fährmann, Graf von Saarbrücken oder Steuereintreiber ' Laienschauspieler Richard Biel, Johann Rupp, Jacob Kallenborrn Ambrosius Noh und Michel Stoffel, um nur einige zu nennen. Großen Beifall gab es immer, wenn die Frauen die Steuereintreiber des Klosters durch die Saar (den Weiher) trieben. Die Massenszenen wurden auch in diesem Jahr von den Männern des RAD-Lagers in Griesborn und durch die einheimische Bevölkerung gestellt. Ganz Hülzweiler war stolz auf das Gelingen der Spiele und für ein paar Tage waren Sorge und Kriegsgefahr vergessen. Für das Jahr 1939 hatte man geplant. die Dorfjugend einige Szenen des stückes aufführen zu lassen, Mädchen und Jungen waren mit den Proben eifrig beschäftigt. Doch der Krieg machte dem schönen Plan ein Ende.

Auch die Kirmes am 13.August wollte man diesem Jahr besonders schön und ausgiebig feiern. Doch über allem gewollten Frohsinn lag eine Atmosphäre von Erwartung und Spannung sowie Furcht, und eine rechte Kirmesfreude wollte nicht aufkommen. Viele junge Männer waren eingezogen worden, und auch die Reservisten hatten in den letzten Wochen ihren „Stelluugsbefehl“ bekommen. Lediglich die Kinder hatten wie eh und je ihren Spaß. Der traditionelle Kirmesmarkt, der sich in der Hauptstraße abspielte, war erstaunlich gut beschickt mit Buden und Karusellen. An Kirmessamstag wurde die „Kirw“ wie immer mit einem Wagenzug vom Ensdorfer Wald her abgeholt und mit den Rufen, „wem is de Kirw“ in das Dorf geleitet. Am Kirmesmontag marschierte die Feuerwehr mit klingendem Spiel durch das Dorf zur Gastwirtschaft „Neue Welt“ und die Gesangvereine hielten in ihren Stammlokalen den traditionellen Frühschoppen mit Gesang ab. Die Säle waren vollbesetzt. Die Stimmung war recht gut.
Der Gesangverein Fidelio hatte sich für diesen Tag etwas Besonderes einfallen lassen. Eine Jugendgruppe des Vereines trat unter der Leitung des damals 17- jährigen Walter Jäger mit „modernen Liedern“ im Saale StrauB-Matz auf. Es war etwas ganz Neues, so eine Gruppe von jungen Männern, von Achtzehnjährigen. Unvergeßlich bleibt ihr Lied „Eine Insel aus Träumen gebo- ren“. Nicht alle Sänger haben den Krieg überlebt, Doch die Tagesnachrichten besagten nichts Gutes. Gesang und Musik konnten nur für ein paar Stunden die drohende Kriegsgefahr vergessen machen.

Gegen acht Uhr abends zogen bespannte Artillerieeinheiten über den Kirmesmarkt in Richtung Westen. Den Soldaten wurden Süßigkeiten und Getränke gereicht, doch als das letzte Geschütz verschwunden war leerre sich der Markt, alle Kirmesfreude war vorüber. Am Sonntag, dem 27. August wurde dann die Bewirtschaftung der Lebensmittel, der Bekleidung und anderer wichtiger Gebrauchsgüter verkündet. Noch in derselben Woche wurden die ersten Lebensmittelkarten ausgegeben. Die Meldungen überschlugen sich, der Reichsparteitag in Nürnberg wurde abgesagt. Nun war jedem klar, es gibt Krieg.


 Bauernsturm 1939