Der Fuhrmann ohne Kopf

Claus Schmauch

Ein Fuhrmann hatte im Wald (von Hülzweiler) Holz geladen, das er nach einer Sägemühle fahren sollte. Als er mit dem schwer beladenen Wagen aus dem Wald bog, war die Nacht hereingebrochen und die Straße mit Glatteis bedeckt. Da die Gäule keine Eisstollen trugen, begannen sie bald zu stolpern.

"Heh, macht die Augen auf brecht mir kein Bein", rief der Fuhrmann, und statt mit den Gaulen zum nächsten Hufschmied zu fahren, schwang er die Peitsche und fuhr weiter. Solange die Straße eben blieb, kam er leidlich vom Fleck. Es dauerte aber nicht lange, da hielt er an einem steilen Berg und kam trotz allem Johlen nicht vom Fleck "Ist denn kein Mensch in der Nähe, der einem helfen kann ?", rief er in seiner Not. Dann fasste er das Gespann am Kopf, knallte und fluchte, johlte und tobte. Aber die Gäule glitten aus und zerrissen schließlich das Geschirr und die Sielen.

"Was habt Ihr für Schinder da am Wagen ?", rief aufeinmal ein Mann den Fuhrmann an, und vor ihm stand ein Mann, der einen Ziegenbock am Strick führte.

"Es liegt nicht an meinen Pferden sondern am Weg", verteidigte sich der Fuhrmann und musterte den Fremden abweisend.

"Und ich wette mit Euch um Euren Kopf, dass mein Ziegenbock den Wagen bis auf die Berghöhe zieht", sagte der Fremde.

"Trollt Euch weiter und haltet mich nicht zu Besten", grollte der Fuhrmann und begann, die Gäule auszuschirren,

"Ich halte die Wette aufrecht, und wenn ich sie verliere, bekommt Ihr diesen Beutel mit Geldâ", rief der Mann mit dem Ziegenbock.

"Einen Narren wird man am Besten los, wenn man ihm zu Willen ist", dachte der Fuhrmann, der nicht ahnte, wer der Fremde war, und schlug ein. Dann band er die Pferde an einen Baum und sagte: "Nun zeigt, was Euer spaßiger Bock kann".

Kaum hatte er ausgesprochen, da stand der Ziegenbock angeschirrt wie von Geisterhand an der Deichsel, und sein Herr schwang eine feurige Peitsche.

"Halt, halt", rief der Bauer entsetzt, "mit dem Teufel habe ich nicht gewettet". Aber der Wagen jackerte den Berg hinauf, hielt nicht mehr an.

Am anderen Morgen lag der Fuhrmann neben seinen Pferden, und es fehlte ihm der Kopf. Er sucht ihn bis zum heutigen Tag, und wer ihm in dunkler Nacht begegnet, läuft soweit ihn die Füße tragen.

(Der Trommler)