Der Hülzweiler Bergmannsbauer

von Anton Altmaier

Aus den Kleinbauern und Tagelöhnern waren im 19. Jahrhundert Bergleute geworden. Doch die legten nun den Pflug und die Sense nicht beiseite sondern ackerten und pflanzten weiter wie bisher.

Manch einer hatte ein Stück Land geerbt, oder die Frau brachte es mit in die Ehe. Die Männer bekamen nun durch ihre Arbeit auf den Gruben bares Geld in die Hand und sie legten es gut an. Eine Kuh wurde erworben, oder eine oder zwei Ziegen kamen in den nun angebauten Stall. Es setzte damals in Hülzweiler wie überall ein emsiges Streben und Schaffen auf eigener Scholle ein. Der Typ des saarländischen Bergmannsbauern war bald über die Grenzen der Heimat bekannt.

Leicht war das Los des Bergmannsbauern nicht. Vor allem das Frühjahr und der Sommer, wo die Feldarbeit drängte, brachte viel Arbeit für die ganze Familie.

Der Bergmann musste seine Schichten regelmäßig fahren und dann aufs Feld. Für die Frühschicht gab ihm der Nachmittag frei, die Mittagschicht den Morgen. Bei der Nachtschicht blieb ihm der größte Teil des Tages übrig, nur wenige Stunden blieben für den Schlaf.

Doch stand der Bergmann nicht allein bei seiner Arbeit. Die Frau stand ihm wacker zur Seite und konnte oft auch den Pflug trefflich führen und auch wenn nötig die Sense schwingen. Doch ihr eigentlicher Bereich war das Haus, der Stall und die Küche sowie natürlich die reichliche Kinderschar. Ganz früh schon wurden die Kinder mit leichten und einfachen Arbeiten betraut und wuchsen so ganz natürlich in den Arbeitsablauf hinein.

Im Großen und Ganzen waren die Bergmannsfamilien in Hülzweiler recht religiös. Wenn schon der Bauer durch den Umgang mit der Natur recht gläubig geworden ist, so war der Bergmann ob seiner gefährlichen Arbeit erst recht mit Gott verbunden. Die heilige Barbara war die Schutzpatronin der Bergleute, und zu ihr beteten auch die Kinder, wenn der Vater zur Schicht fuhr:

“St Barbara, Du edle Braut,
mein Leib und Seel sei Dir vertraut,
sowohl im Leben wie im Tod,
komm mir zu Hilf in aller Not
Kamm mir zu Hilf am letzten End,
dass ich empfang das Sakrament. ”

Wenn im Spätherbst die letzten Runkelrüben eingeheimst waren, der Roggen gesät ist und die schwachen Pflänzchen die Felder wieder grün haben werden lassen, bevor sich die Winterdecke darüber ausbreitet, dann wird auch das Leben in der Bergmannsbauernfamilie wieder stiller. Der Mann wird wieder ganz Bergmann, die Frauen nehmen den Strickstrumpf hervor, und die Mädchen häkeln und stricken, wenn sie abends “maiien” gehen. Es beginnt die trauliche Zeit des Beisammenseins, von der man im Sommer nicht Viel gespürt hatte. Spukgeschichten und Märchen werden erzählt wie in den Zeiten der Spinnstuben.

 
Der Huelzweiler Bergmannsbauer