Die Hausschlachtung

Otto Wilhelm

lm Januar oder Februar war es meist soweit, dass in den Dörfern die Schweine geschlachtet wurden. Die Ferkel. die man im Frühjahr gekauft hatte, hatten ihr rechtes Gewicht und wurden ihrer “Bestimmung” zugeführt. Ein frostiger Tag mit einigen Minusgraden war gerade recht, wenn es soweit war, und der Hausmetzger mit seinem Gehilfen in der Frühe mit dem Handwagen auf dem die “Muhl” mit dem Handwerksgeschirr stand‚ ankam.

Das “arme Schwein” wurde mit einem Strick am Bein in den Hof geführt und dann mit einem Schlegelschlag betäubt und abgestochen. Das Blut wurde aufgefangen und für die Wurstmacherei versorgt. Die Hausfrauen, die das Tier fast ein Jahr gepflegt und gefüttert hatten, kamen meist erst nach der “grausamen Prozedur” in den Hof.

In der “Muhl” wurde das Schwein dann mit der Kette gesäubert und auf einem Tisch mit den Schabeschellen völlig enthaart. An einer Leiter wurde nun das Schwein aufgehängt und ausgenommen, die Innereien versorgt; dann wurde es in der Mitte durchgeschlagen. Bis zum Abend blieb es nun hängen. Die Buben mussten aufpassen, dass keine Katzen und Hunde dem Tier zu nahe kamen und sie erhielten dafür den “Griebenschwanz” (Schweineschwanz) und die Blase des Tieres. Der “Griebenschwanz” wurde mit Salzwasser aufgekocht und gegessen, die Blase wurde nach dem Trocknen aufgeblasen und zum (Ball)Spielen benutzt.

Am Abend kam dann der Metzger, und das Schwein wurde fachgerecht zerschnitten. Schinken, Seitenfleisch, Därme und Fett wurden versorgt. Einige Tage später wurde dann Hausmachemurst gemacht. Blutwurst und Leberwurst war die Regel. Wenn die Wurst nun gekocht wurde, gab es später die allgemein beliebte Wurstsuppe, die man auch an Bekannte und Freunde in einem Kesselchen verschickte.

   
Hausschlachtung