Gegenüber Brunnenstraße in der Schwarzenholzerstrasse
Das Bascour-Henry-Kreuz in Hülzweiler von Otto Wilhelm, Hülzweiler wenn man in früheren Jahren von der Brunnenstrasse bergauf zur Schwarzenholzerstrasse ging, fiel der Blick auf ein altes Steinkreuz das auf der anderen Straßenseite stand. Das Grundstück, auf dem das Kreuz errichtet war, gehörte zu "Pitzenhaus". Gegenüber der Kreuzanlage stand das Anwesen von Peter Freitag. In früheren Jahren war dies die Stelle, wo die Fronleichnamsprozession ihren Wendepunkt hatte und sich dann zur Kirche zu rück bewegte. Dem Kreuz wurde allgemeine Verehrung entgegengebracht, und wenn die "Alten" vorbei gingen, wurde der Hut gelüftet oder ein Kreuzzeichen gemacht. Niemand wusste so genau wer das Kreuz errichtet hatte und warum er das tat. Die alten Leute nannten es das "Bazkurkreuz", und man erzählte, es seit zum Gedenken an gefallene Söhne einer wohlhabenden Familie errichtet worden, es soll i. Jhr. 1737 geschehen sein. Der Erbauer der Anlage muss ein begüteter Mann gewesen sein, denn die im barocken Stil ausgeführte Christusfigur, sowie die Barockornamenturen am Sockel, deuten auf eine Erbauungszeit vor 1760 hin. Nur eine wohlhabende Familie konnte es sich zu dieser Zeit leis ten eine solche Anlage zu errichten. Der Totenkopf und die Totenknochen am Sockel lassen den Schluss zu, dass das Kreuz tatsächlich zum Gedenken an Verstorbene oder Gefallene einer reichen Familie erbaut wurde. Der Überlieferung nach ist das Anwesen Peter Freitag (Schreinerei) das alte Bauernhaus der “Familie Bascour". Diese Familie stammt nicht wie früher angenommen wurde aus Frankreich. Der französich klingende Name verleitete zu dieser falschen Annahme. Den Namen "Bascour" finden wir in den ältesten Urkunden von Hülzweiler, Saarwellingen und Fraulautern. „ Im Jahre 1681 wird im Zinsbuch des Klosters Fraulautern ein Arnoldus Bascour‚ verheiratet mit Anna Gries erwähnt. Derselbe wohnt in Hülzweiler und hat drei Kinder, Anna Margareta, Petrus und Catharina. Sie werden laut Kirchenbuch Saarwellingen in den Jahren 1683, 1686, und 1689 in Saarwellingen getauft. Arnoldus Bascour, auch Arent Bacon genannt, hatte einen Bruder Mathias Bascour. Dieser Mathias Bascour erscheint im Jahre 1708 in der Steuerliste des Herzogs von Lothringen, zu dessen Unter tanen die Bürger von Hülzweiler zu dieser Zeit zählten. In dieser Liste, in der etwa 100 Orte unter ehemals lothringischer Herrschaft aufgeführt werden, sind sechs Bürger von Hülzweiler, die als Landwirte genannt werden. Das Stammhaus der Familie Bascour ist das heutige Anwesen Freitag, dessen rückwärtiger Teil in der Brunnenstraße liegt. Dieser Teil in der Brunnenstrasse, soll die alte "Zehntscheune“ gewesen sein. Claus Schmauch‚ früher Lehrer in Hülzweiler, später Dozent für Volkskunde in Saarbrücken, hat diese Meinung in verschiedenen Aufsätzen vertreten. Zur Zeit der Erbauung der Kreuzanlage, also etwa 1737, lebten in Hülzweiler zwei Familien mit dem Namen "Bascour“:
1. Johannes Bascour oo Margarete Mathis
geb. ca. 1710 in Hülzweiler vor 1740 geb. 1715 in Hü.
gest. ? gest.12.02.1775 in Hü.
Ihre Kinder: Maria Anna, geb. 1740
Anna geb. 1745 in Hü.
2. Daniel Bascour oo Anna Maria Fontaine
geb. ca. 1675 in Hü. ca. 1700 geb. ca. 1680
gest. 05.02.1723 in Hü. gest. ?
Ihre Kinder:
a) Anna Maria geb. 05.01.1703 in Hü.
b) Johann Wilhelm geb. 17.09.1705 in Hü.
c) Franz geb. 24.05.1708 in Hü.
d) Ferdlnand geb. 17.02.1715 in Hü.
In den Jahren 1733-35 wurde unser Land infolge des polnischen Erbfolgekrieg mit Kriegswirren überzogen, in diesem Kriege soll die Familie Danile Bascour ihre Söhne verloren haben. ' Urkundlich belegbar ist diese Version nicht, obwohl die Totenschädel Ornamente am Kreuz auf ein solch tragisches Ereignis hindeuten. Auch die Tatsache, dass der Name Bascour von nun an in den alten Familienurkunden nicht mehr auftaucht, könnte ein weiterer Hinweis auf ein solches Unglück sein. Zum letzten Male finden wir den Namen Bascour im Jahre 1763, wo ein Mathias Bascour als Pate des Mathias Both aus Ensdorf genannt wird. Eine Gertrudis Bascour ist zu dieser Zeit mit Georgis Both aus Ensdorf verheiratet. Dieselbe stammt aus Hülzweiler, und es scheint, dass der Besitz der Familie Bascour aus Hülzweiler, durch die Heiraten der weiblicher Mitglieder der Familie in den Besitztümern ihrer Ehemänner aufgegangen ist. Über das Schicksal des Mathias Bascour aus dem Jahre 1763 ist nichts bekannt. Er könnte der letzte Bascour in unserem Ort gewesen sein. Das Bascourhaus wurde um das Jahr 1840 von dem Müller Peter Henry aus der Mühlenstraße (heute Dürerstrasse) erworben. Peter Henry aus Roden hatte 1829 die Mühle Strauß in Hülzweiler gekauft und in den folgenden Jahren beträchtlichen Landbesitz in Hülzweiler erworben. Sein Sohn Christoph Henry heiratet am 15.02.1843 die Katharina Both aus Hülzweiler. Mit seinem Vater betreibt er bis 1847 die Mühle in Hülzweiler. Da s eine Ehe kinderlos geblieben war, übergibt er nach dem Tode seines Vaters die Mühle seiner Schwester Margareta und deren Ehemann Nikolaus Jungmann. Christoph Henry selbst bezieht nun für immer das Bascourhaus in der Schwarzenholzerstrasse. Er wird Landwirt und man sagt, dass er auch im Viehhandel tätig ge wesen sei. In guten Jahren zog sich der Viehmarkt an der Laurentiuskirmes bis zum Bascour bzw. Henryhaus hin. Christoph Henry erwarb ein beträchtliches Vermögen. Für die Kirche hatte er eine offene Hand und war lange Jahre unter Pfarrer Flesch Kirchenrechner. Im Jahre 1889 erneuerte er das alte Barockkreuz das seinem Haus gegenüber stand. Eine Marmortafel mit der Inschrift Christoph Henry und Katharina Henry mit der Jahreszahl erinnerten bis zum Abriss der Anlage an die Wohltäter unserer Kirchengemeinde. Nach dem Tode seiner Frau zieht sich Christoph Henry von den Geschäften zurück und widmet sich ganz seiner Arbeit als Kirchenrechner. Im Jahre 1898 am 15.Februar macht Christoph Henry sein Testament. In der Amtsstube des kgl. preuß. Notars Hofstadt in Saarlouis ver fügt er, dass neben einigen Legaten für seine Dienstmagd und seine Familie sein gesamtes Vermögen zum Bau einer Krankenpflegeanstalt verwendet werden soll. Zum Testamentsvollstrecker bestimmt er den Pfarrer von Hülzweiler M. Flesch. Am 28.02.1901 stirbt Christoph Henry. Sein Vermögen fällt der Kirche zu. Seine Nichte M. Jungmann und seine Dienstmagd Kath. Lauer erhalten Wohnrecht bis zu ihrem Tode im alten Bascour—Henryhaus.
Die älteste und schönste Kreuzanlage in Hülzweiler wurde leider, auf Betreiben der Grundstückseigentümer, durch die Gemeinde im Jahre 1973 abgetragen.
Aus dem Archiv von Rainer Stürmer:
Zusammenfassung von Herr Braun, um 1990 im Auftrag der Gemeinde unter Bürgermeister Georg Fleck, erstellt.