Lesebuch von Otto Wilhelm
Lesebuch von Hülzweiler
Geschichte(n) und Landschaft
von Otto Wilhelm & Co-Autoren
Digitalisierung und Internetaufbereitung: Hans Günter Groß
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Titelseite
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Infoseite
Einband:
Nach einem kleinen Ölgemälde von B. Schmitz
(Original im Besitz des Verfassers)
Gestaltung des Innenblattes:
Nach einem Entwurf von Toni Langenfeld (+)
Herausgeber:
Gemeinde Schwalbach, Gemeindebezirk Hülzweiler
Autor:
Otto Wilhelm, Ensdorf und Hülzweiler
Internetaufbereitung:
Im Rahmen der Digitalisierung erfolgte eine Optimierung der Vorlage. Ebenso wurden/werden die Fotos gegen bessere ausgetauscht.
Die Arbeiten erfolgen in Abstimmung mit dem Autor Otto Wilhelm.
Hans Günter Groß, Hülzweiler
2012/2013
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Eröffnung
WIE EIN MOSAIK IST DIE ZEICHNUNG VON TONI LANGENFELD‚ DIE IN EINER BILDHAFTEN DARSTELLUNG WICHTIGE PUNKTE UNSERES DORFES FESTHÄLT. SIE IST EINE MITTEILUNGSFORM VON BESONDERER ART. ANTON (TONI) LANGENFELD HAT DURCH DIESES WERK EIN LEBENDIGES SPIEGELBILD DES DORFES HINTERLASSEN.
(TONI LANGENFELD 1982).0.W.
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Autoren
AUTOR = OTTO WILHELM : DORF—u. PFARRGESCHICHTE
NEUE ERKENNTNISSE ÜBER DIE 3 MAREIEN
DAS WASSER VON HÜLZWEILER
DIE KOMMUNALE ENTWICKLUNG NACH 1945
ERZÄHLUNGEN AUS DEM DORFGESCHEHEN
MITAUTOREN:
ANTON ALTMAIER‚LEHRER‚= ERZÄHLUNGN
FRANZ BRAUN = GEDICHTE
EDGAR FELD‚ LEHRER = GEOLOGIE
OSCAR GOEBEL‚KONREKTOR = EXPERTISE ÜBER DIE LAURENTIUSSTATUE
BERNARD HILD‚ LEHRER = ERZÄHLUNGEN ÜBER DAS DORF
MATTHIAS KOHN‚ REKTOR UND BÜRGERMEISTER = GEDICHT
MATTHIAS KOHN‚ PROF.DR.= ERINNERUNGEN
FRANZ X.OUIRIN‚ PFARRER = RÜCKBLICK
HANS RIEM‚ = FAMILIENKUNDE
CLAUS SCHMAUCH‚LEHRER‚DOZENT = KULTURBILDER J.ERZÄHLUNGEN
MARGA SCHMIRTT—FLESCH = GEDICHTE
BERNARD SCHM1TZ‚LEHRER = ERZÄHLUNGEN
JOHANN SANDER‚KIRCHENRECHNER = KIRCHENGESCHICHTE(ERZÄHLUNG)
ALEX SCHUM‚HISTORIKER = LAIENSPIEL IN HÜLZWEILER
JOHANN WILHELM WOLL‚BERGMANN = ERZÄHLUNG(DORFGSCHICHTE)
KARL WILHELM‚REKTOR = ERZÄHLUNGEN(DORFGESCHEHEN)
JACOB WAGNER‚ PATER 1.BRASILIEN = HEIMATGEDICHT
AUSZUGE AUS :
ARCHIV NANCY
SAARGRENZWACHT: BUCH DER KRIEGSTOTEN
HEIMATBLÄTTER AN DER SAAR BILDER: OTTO WILHELM
MITTEILUNGSBLATT„UNSERE HElMAT"
BLICKPUNKT
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Einleitung und Vorwort
Die ausführliche Beschäftigung mit der Geschichte der Heimat bringt zwangsläufig auch die Erforschung der Vergangenheit des eigenen Dorfes, der eigenen Stadt mit sich.
Das mangelnde Geschichtsbewusstsein, das sich nach dem verlorenen Krieg ( 1945) breit gemacht hat, ist in den letzten Jahren einer neuen Entwicklung gewichen. Fast jedes Dort und fast jede Stadt hat in jüngerer Vergangenheit eine Ortschronik, ein Familienbuch oder zumindest in den Nachrichtenblättern der Gemeinden ein Heimatblatt herausgebracht.
Sehr ofl ist man bemüht, nur die “gute alte Zeit” mit ihren Bereichen der Alltagskultur in einer historisch verklärten- Art. darzustellen. Die traditionelle Heimatkunde, so reglementiert, schildert die Vergangenheit vornehmlich unter kulturhistorischen Aspekten, wird aber auch stark beeinflusst durch die mündliche Überlieferung, der sogenannten “Oralhistorie”. Das Aufspüren von Zeitzeugen ist noch immer eine stark motivierende Kraft der heimatkundlichen Forschung.
Die Geschichte von unten, wie man die heirnatkundliche Forschung oft nannte, hat aber in den letzten Jahrzehnten mit den wachsenden Erkenntnissen der Laienhistorie einen entscheidenden Durchbruch erfahren. Allein der Umstand, dass viele “kleine Leute”zu Wort kommen und sich autobiographisch mitteilen ist ein großer Schritt in die richtige Richtung. So schreibt man nicht mehr von der "Geschichte von unten” sondern von der “Geschichte von innen”.
Die Nachforschungen über ein Dorf oder eine Straße, eine Flur oder einen Wald stellen natürlich andere Anforderungen hinsichtlich des Quellenmaterials als an die Art der Erforschung regionaler oder überregionaler Geschichte. Sehr oft sind Theaterstücke und Schwanke bildhaft gute Erinnerungen neben der mündlichen Überlieferung, verbunden mit der Lebensgeschichte von Einzelpersonen
Doch besteht hier vor allem die Gefahr in die “Dorftümelei” abzugleiten. Wer kennt nicht die Geschichte vom eifrigen Dorflrrottel, der beispielhaft für eine ganze Generation herhalten muss und in endlosen Varianten auftaucht. Bei der oft notwendigen Beschreibung von Dorfiypen sollte man in dieser Hinsicht vorsichtig sein, obwohl die Beschreibung von Einzelpersonen als Leitfiguren ihrer Zeit durchaus wichtig sein kann
Eine allzu große Politisierung sollte in der heimatkundlichen Publizistik vermieden werden. Zeiten oder Geschehnissen, die nicht in den Rahmen der “heilen Welt" des Dorfes passen, sollten allerdings nicht totgeschwiegen werden, dies bei allem Verständnis fiir die Sensibilität gegenüber noch lebenden Personen oder deren Nachkommen in Hinblick auf ihre vielleicht unrühmliche Vergangenheit.
Wenn sich im Gedächtnis der Menschen auch die fest umrissene Erinnerung an Taten und Ereignisse längst vergangener Tage verwischt hat, so lebt doch im Gewand der Sagen und Märchen sowie in dem überlieferten der Spinnstubenromantik, auch in den Erzählungen der “Alten” ein Schimmer dessen weiter, was einst einmal war.
Es ist nach dem heutigen Stand der Forschung nicht immer leicht, Klarheit zu gewinnen über Realität und Phantasie, denn gedrucktes Material liegt nicht viel vor. Auch eine wissenschaftlich ausgerichtete Chronik kann nicht immer in die Volksseele eindringen, so wie es Märchen, Sagen und die überlieferte Erzählung vermögen
Es ist für Hülzweiler ein Glücksfall, dass schon fiüher Personen sich damit beschäftigt haben, Überliefertes aufzuschreiben und es so der Nachwelt hinterließen. Alte Blätter sind aufgefunden worden. Sie wurden mir überlassen und können nun der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.
Es waren die Lehrer Claus Schmauch, Bernhard Schmitz und Anton Altmaier, die schon bald nach dem Ersten Weltkrieg damit begannen, über das alltäglichen Leben in Hülzweiler zu berichten und Vergangenes aufzuzeichnen. Die Auffindung dieser Originalblätter ist eine wahre Fundgrube fiir Hülzweiler.
Auch nach dem letzten Krieg haben sich Personen mit der Vergangenheit und der Gegenwart unseres Dorfes beschäftigt und diese festgehalten, sei es in Schriften, in Vorträgen, Gedichten, durch Theaterstücke oder in der Malerei. Auch ihr Wirken soll in dieser Broschüre vorgestellt werden. Bürger aus Hülzweiler sollen in ihrer “eigenen Art” und mit ihren eigenen Worten berichten.
Die Menschen unserer Generation haben viele persönliche Erinnerungen. Sie vermögen Zeitgenössisches zu schildern oder können von Erlebnissen ihrer Vorfahren berichten.
Insgesamt ist das Anliegen dieser Veröffentlichung, neben den chronistischen Arbeiten das Alltagsleben unserer Vorfahren in freier Schilderung an vertiefen, der Phantasie ihren Lauf zu lassen und ein breites Spektrum vergangener, ländlicher Kultur zu vermitteln.
Otto Wilhelm
November 2011
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Erinnerungen
Liebe säen, Frieden ernten,
käme allen Völkern gut
und die Eintracht würde henschen,
gäb uns Kraft und Lebensmut.
Franz Braun
Prof Dr. Matthias Kohn
Erinnerungen an meinen Vater Matthias Kohn,
Lehrer, Rektor und Bürgermeister in Hülzweiler
Meinen Vater würde es sicher sehr bewegt haben, dass diese ehemalige und nunmehr zum Bürgerhaus umgebaute Schule seinen Namen tragen wird, denn hier hatte er seit 1930 gelehrt, und in diesem Haus hatte er zusammen mit meiner Mutter seit I951 gewohnt.
Er war ein Lehrer, welcher nicht nur seinen Schülern verbunden blieb sondern durch viele kulturelle und politische Aktivitäten auch den Bewohnern der Gemeinde. Als Ende Mai 1970 am frschen Grab meines Vaters in Weiskirchen überraschend viele Menschen aus Hülzweiler den Bussen entstiegen und sich den Trauernden anschlossen, wurde deutlich, wie sehr die menschliche Verbundenheit auf Gegenseitigkeit beruhte,
Mein Vater wurde im Dezember 1887 in Temmels, in einem Dorf an der Obermosel, als Sohn des dortigen Sakral- und Möbelschreiners Matthias Kahn und seiner Frau Margarethe Elisabeth geboren. Die Mutter war eine aufgeweckte Tochter aus dem ältesten Bauernhof dieses Ortes. Auch sie ist eine gebürtige Kahn. Dies ist dort kaum verwunderlich, denn der Name Kahn ist im Dreiländereck häufig vertreten.
Am Nachmittagstisch des Handwerkerhauses in Temmels saßen schließlich vier Söhne, vier Töchter, dazu Gesellen und Lehrlinge. Es gibt einige Kirchen an der Mosel und im Hochwald, in denen Altäre und Kirchengestühl meines Großvaters noch zu finden sind.
Die weltkluge Mutter hatte durchgesetzt, dass der dritte Sohn, Matthias, trotz großer finanzieller Belastungen für den kinderreichen Haushalt den Lehrerberuf anstreben durfte. Nach Auflösung der privaten "Präparandie" in Trier, die mein Vater zur Vorbereitung das Lehrerseminar zuerst besucht hatte, wechselte er zur "Staatlichen Prdarandie" in Sinzig am Rhein und studierte später am Seminar in Merzig.
Der 1. Weltkrieg hatte bereits begonnen, und die beiden älteren Brüder meines Vaters standen schon im Feld Am 28. Juli 1917 erfolgte ebenfalls seine Einberufung, und zwar zur Garde in Berlin, zum Reserve-Infanterieregiment Nr. 201. Bereits drei Monate später kam sein erster Kampfeinsatz an der russischen Front. Es folgten weitere Einsätze in Galizien, Rumänien und in Serbien. Vater wurde zweimal verwundet, mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet und konnte erst im April 1919 in die Heimat zurückkehren, nachdem er einige Monate auf der Festung Belgrad inhaftiert gewesen war.
In den ersten Nachkriegsjahren folgte eine Tätigkeit als Buchhalter an den Dolomit- Werken in Luxemburg. Mein Vater nahm jedoch 1925 auf Wunsch der Eltern und seiner zukünftigen Schwiegereltern den Lehrerberuf wieder auf. Nach der Heirat mit Gertrud Franziska Antz, Hoteliertochter aus Weiskirchen, wo mein Vater Junglehrer gewesen war, kamen 1928 die beiden Zwillingssöhne Karl Christian und Matthias zur Welt.
Zwei Jahre später gehörte mein Vater bereits dem Lehrerkollegium in Hülzweiler an. Die junge Familie bezog anfangs die Dienstwohnung im Schulhaus gegenüber der Kirche. Ich erinnere mich noch der langen gußeisernen Viehtränke, die vor dem Haus stand. Später wohnten wir in der Wiesenstraße in unserem umgebauten Eigenheim am westlichen Rand der Gemeinde. Mein Bruder und ich verbrachten eine glückliche Jugend in Hülzweiler und waren, wie dies Lehrerkinder zumeist sind, nur mittelmäßige Vorbilder für eine gelungene Erziehung.
Mein Vater war zu der Zeit, als das Saargebiet zum Völkerbund gehörte, seiner christlich sozialen Gesinnung wegen sehr geschätzt. In der NS-Zeit war dies weniger der Fall, denn es gab in dieser Zeit einige politische Eiferer wider ihn. Dennoch blieben viele Bürger in Hülzweiler mit meinem Vater solidarisch und waren den Eltern freundschaftlich verbunden. Mein Vater sagte später einmal: ”Vermutlich waren wir unseres Namens wegen in Hülzweiler geschützter als wir dies anderswo hätten sein können”. Es kann sein, dass ihm als Soldat in Polen und in Russland erst vollends bewusst geworden war, in welcher Gefahr er damals geschwebt hatte. Sein Einsatz für die Gemeinde nach Rückkehr aus dreijähriger russischer Gefangenschaft war nicht zuletzt durch die Dankbarkeit gegenüber den Bürgern von Hülzweiler motiviert: Er schätzte sie und kannte sehr genau deren Gesinnung.
Gleich zu Beginn des 2. Weltkrieges wurde der damals über vierzigjährige bereits eingezogen und kam nach einer zweiten Rekrutierung sofort an die Ostfront. Das Überleben seiner dreijährigen Gefangenschaft in den Donezgruben und im Lager 6393/1 verdankte er, wie er mir mehrmals sagte, einem russischen Arzt.
Vater kehrte im Mai 1948 zurück und übernahm in Hülzweiler alsbald die kommissarische Leitung der Schulen. Zum Rektor ernannt sprach er in den Lehrerkonferenzen immer wieder über die christlich-humanitären Erziehungsziele seines einstigen Seminarlehrers und späteren Professors Josef Antz, der mit unserer Familie verschwägert war, und mit dem er auch während der gesamten NS-Zeit verbunden geblieben war. Josef Antz war als bekennender Pazifist zur Zeit der Rheinlandbesetzung und der nachfolgenden Aufrüstung in der NS-Zeit aus dem Hochschuldienst entlassen worden. Nach dem Krieg hatte er den Auftrag bekommen, die pädagogischen Hochschulen in Nord-Rhein-Westfalen aufzubauen.
Neben den schulpädagogischen Anliegen war Vater nach dem Krieg ebenso bemüht, das Berufsspektrum seiner Schüler und Schülerinnen zu erweitern, das an der mittleren Saar ebenso wie an der Ruhr auf Zechen und Hütten eingeschränkt gewesen war.
Das gesellschafts- und kulturpolitische Interesse meines Vaters kam vielen seiner Schüler zugute, nicht zuletzt auch der musikalischen Laufbahn meines Bruders und ebenso der künstlerischen und universitären Ausbildung von mir, nachdem unsere Mutter in der schweren Zeit davor zielstrebig die entsprechenden Studienvoraussetzungen ermöglicht hatte.
1951 bezogen mein Vater und meine Mutter die Dienstwohnung im Schulgebäude an der nunmehrigen Stefan-Schäfer-Straße, benannt nach dem ehemaligen dem Hülzweiler vor allem musikalisch sehr viel zu verdanken hat.
Schließlich übernahm mein Vater 1958 das Amt des Bürgermeisters in Hülzweiler “Es war das erste Mal, dass ein Lehrer zum Bürgermeister gewählt wurde, nunmehr war es sogar der Rektor der Schule, der die beiden Ämter in seiner Hand vereinigte"‚ heißt es in der Chronik, Band III, von Otto Wilhelm.
Vater war ein gläubiger Mensch gewesen und ein christlicher Demokrat von Jugend an. Er gehörte vormals dem “Zentrum ” und später der CDU an und war eher ein “Politiker” der das ganze Gemeinwohl im Auge behielt, denn ein Parteimann. An seine eigene Partei stellte er sehr hohe moralische Ansprüche und vermochte zugleich durch den Kopf der “politischen Partner” zu denken. “Politischer Partner” war übrigens ein Begriff den er immer wieder gebrauchte und der mir persönlich sehr gut gefallen hat. Der Begriff “Gegner” galt bei ihm nur den Feinden der Demokratie.
Am Ende meines Studiums hatte er mir als gesellschaftspolitischen Taschenkompass folgendes empfohlen: "Massendemokratien benötigen nun einmal Parteien. Sie sind eigentlich nur pädagogische Instrumente für den Aufbau der politischen Mündigkeit in unserer Gesellschaft. Darüber hinaus müssen Parteien aber auch Lösungen von wirklich existierenden Problemen anbieten, und an deren tatsächlichen Erfolg müssen sie gemessen werden. Sie sind nicht dazu da, Probleme um der Macht willen zu instrumentalisieren oder gar zu verwalten."
Dies ist das Profil eines Kommunalpolitikers‚ der auch in der Politik ein Pädagoge blieb und mit dem Realismus einer bäuerlich-handwerklichen Welt dachte.
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Notzeiten
Matthis Kohn, 1948, Rektor in Hülzweiler
In Zeiten allgemeiner Not,
Ihr kennt sie, liebe Volksgenossen,
wo auf das letzte Stückchen Brot
aus vielen Augen Tränen flossen,
hat mancher schon die lange Nacht
gepeinigt von des Lebens Sorgen
auf hartem Lager durchgewacht,
bis zu dem nächsten, lichten Morgen.
Und wenn er trostlos aufgewacht,
so quälte ihn der Tag nicht minder,
auch hier war Not im Vaterland
vom Prinzen bis zum Besenbinder.
Wir blicken flehend auf zu Gott.
Er sah wohl unsere Tränen fließen.
Allein aus Weinen wird kein Brot,
der Himmel schien sich zu verschließen.
Da rief man wie von Gott gesandt,
es klang als wär es Gottes Stimme:
“Nütz auch das letzte Stückchen Land,
verbessere die Zeit, die schlimme!”
Fang wieder bei der Erde an
und lerne sie wohl recht bebauen.
Gott gab sie dir als erstes Pfand,
auf sie kannst du bestimmt vertrauen.
So stand der Glaube hell vor dir,
du kannst der Heimat nützlich werden.
Ermanne dich und diene ihr,
Schrei nicht Verdruss und nicht Beschwerden.
Gott stärkte unsere schwache Hand,
sein Hauch hat unsere Not befeuert.
Sein Werk war es, das unser Land
im Dorf und Feld erneuert.
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Hülzweiler im Jahr 1937
von Bernhard Schmitz
Ein vollständig neues Bild bietet Hülzweiler heute. Wo noch vor wenigen Jahren schmale und holprige Wege zum Dorf führten, finden wir jetzt neu gebaute Teerstraßen, früher ein Schlagloch neben dem anderen. Bei Regenwasser standen sie voll Wasser. Der Arbeiter, die Arbeiterin, die meist zu Fuß oder mit dem Fahrrad zur Arbeit mussten, hatten es schwer.
Nun ist alles anders geworden. Und erst im Dorf selbst, wie hat es sich verändert!
Gleich am Anfang des Ortes ist man erstaunt über soviel Arbeitsgeist und Arbeitswillen. Nicht nur ausgebaut, sondern umgebaut ist mancher Straßenzug. Hier ist eine Straße begradigt; dort ist ein Weg verbreitert oder kanalisiert, alles in einer glatten, staubfreien Teerdecke überzogen. An der Ensdorfer Straße ist ein neuer Ortsteil im Entstehen begriffen. Ein Neubau hat sich im Laufe des letzten Jahres an den anderen gereiht. Hübsche Vorgärten mit herrlichen Beeten und Rasenflächen zieren die Straße. Alles ist sauber und zweckentsprechend hergerichtet.
Kommt man weiter in das Dorf hinein, so macht sich der Unterschied mischen der alten und der neuen Bauweise schon bemerkbar. Es ist nicht schwer zu erraten, dass wir uns dem Ortskern nähern. Hier und da ist noch eine “Pitz” ( Brunnen) zu sehen aus dem fiüher die Bewohner ihr Wasser schöpften. Dort ist noch eine “Rolle” mit Seil erhalten, an dem der Wassereimer früher hing. Sogar ein Laufbrunnen, der zum Auswaschen der Wäsche dient, ist noch Zeuge alten Brauchtums.
Verträumt liegt in der Mühlenstraße, abseits vom Verkehr, die alte “Daniels Mühle” ( ehemalige Mühle Strauß), die einst Hülzweiler mit Mehl versorgte. Das Mühlrad ragte noch jahrelang aus einem Gewirr von Hecken hervor. Der Lochbach selber ist 1936 begradigt worden. Die anliegenden Wiesen sind dadurch entwässert und ertragreicher geworden.
So gelangen wir zum Ortsteil Nußholz und Naßlängt. Vor einigen Jahren erblickten wir hier, abseits vom Dorf, nur vier bis fünf Häuser als Sonderlinge im Feld- und Wiesengelände. Heute spazieren wir durch eine der schönsten Dorfstraßen, die schon zur Hälfte neuzeitlich ausgebaut ist. Die andere Hälfte wird in Bälde folgen und der aufstrebenden Gemeinde eine angenehme Wohnlage bieten. Auch dieser Ortsteil wird eine Verbindungsstraße mit dem Herzen des Dorfes erhalten und neue Baustellen erschließen.
Sie wird über den alten Kirchhof führen, auf dem im Jahr 1933 ein neues Schulhaus entstehen soll. Durch die Unterbringung sämtlicher Klassen in einem Gebäude wird endlich auch für Hülzweiler die Frage der Heizung und der sonstigen Wartung der Schulräume gelöst werden. Bisher sind alle Klassen auf vier Gebäude verteilt und räumlich weit voneinander getrennt. Mit dem Freiwerden des Schulhauses in der Fraulauterner Straße (Löwes Schule) werden die Räume für die Partei (NSDAP) und deren Gliederung dienen. Auch das alte Spritzenhaus am Kirchhofplatz stand im Wege. Eine Zierde war es nicht, und den Anforderungen unserer Feuerwehr entsprach es schon lange nicht mehr. Mit dem Abbruch ist schon begonnen worden. Das neue Gerätehaus wird auf dem Hofe der “Löwes Schule” errichtet. Die Freiwillige Feuerwehr, die sich schon 1855 bildete, freut sich schon auf ihr neues Haus. Die beiden alten Schulhäuser werden später verkauft werden. Sie werden einer neuen Bestimmung zugeführt.
Unser Wald ist belebt und durch zahlreiche kleine Bäche als Ausflugsziel sehr beliebt.
Auch die Sage hat sich des Waldes angenommen und man erzählt vom wilden “Maldix”, dass er in Hülzweiler gejagt hatte und seine Pferde am “Lauterbornerweiher” tränkte.