Laurentiusstrasse (heute Kreissparkasse Saarlouis)
Flur 6, Parz. Nr. 1311/4
Bis vor einigen Jahren stand dort, wo heute die Kreissparkasse ist, eine Kreuzanlage. Man nannte dieses Kreuz das Kreuz an Schwinns Gärtchen. Das Kreuz mit dem "Corpus Christi" auf einem Sockel stehend, hatte eine Höhe von über zwei Metern. Es war nach Osten in Richtung des Oberdorfes ausgerichtet. Das Kreuz war flankiert von zwei Bäumen und das Ganze war eingefriedet von einem Gitterzaun aus Gusseisen In früheren Zeiten diente diese Kreuzanlage als Altar bei den Fronleichnamsprozessionen. Nach dem 2. Weltkrieg stellte man die Prozessionsaltäre seitlich des Kreuzes auf. Die Kreuzanlage war Privatbesitz der Familie Schwinn, der das angrenzende Anwesen seit mehr als 300 Jahren ge hört. Das Kreuz und seine Umgebung wurde von der jeweiligen Generation unterhalten und gepflegt. In welchem Jahr das Kreuz aufgestellt wurde, wissen wir nicht; doch der Anlass, der zur Errichtung der Kreuzanlage führte, ist uns bekannt. Der vor einigen Jahren verstorbene Gastwirt Johann Schwinn erzählte eine seit vielen Generationen überlieferte Version dieser Geschichte. "In früheren Zeiten, so Johann Schwinn, konnten begüterte Familien einen "Ersatzmann" stellen, wenn der Landesfürst Soldaten brauchte und ein Angehöriger der eigenen Familie einberufen wurde. So habe auch die Familie Schwinn zur Zeit Napoleons einen Ersatzmann gestellt, als einer ihrer Angehörigen Kriegsdienst leisten sollte. Das geschah natürlich auf freiwilliger Basis und der Ersatzmann wurde gut bezahlt. Das Schicksal wollte, dass dieser "Ersatzmann" im Felde den Tod fand. Die Familie Schwinn errichtete zu seinem Andenken dieses Kreuz." Soweit die Angaben von Johann Schwinn. Es war in der Tat nichts Ungewöhnliches, in früheren Zeiten einen "Ersatzmann" für einen Angehörigen in Kriegszeiten zu stellen. Zwischen dem "Ersatzmann" und der ihn verpflichtenden Familie wurde ein Vertrag abgeschlossen, der alle finanziellen Dinge genauesten regelte. Bei Abschiuss des Vertrages erhieit der "Ersatzmann" ein Handgeld und nach Ablauf seiner Dienstzeit den ausgemachten Betrag. Außerdem musste an den Landesherrn eine bestimmte Summe entrichtet werden. Im Falle‚ dass der "Ersatzmann" den Tod fand, kam der Restbetrag den nächsten Angehörigen zugute. Die Praktiken des Los kaufen vom Militärdienst zu Napoleons Zeiten waren durch einen ministeriellen Befehlt geregelt. Aber auch schon im 18. Jahrhundert, unter den lothringischen Herzögen‚ war es begüterten Familien erlaubt, einen "Ersatzmann" zu stellen. Im Falle der Familie Schwinn soll dieser Mann namens Daniel von Schwarzenholz gestammt haben. Die Ausrichtung des Kreuzes nach Osten, also Richtung Schwarzenholz, könnte dies bestätigen. Da dieses Kreuz nach den napoleonischen Kriegen, also nach 1815 errichtet wurde, war sein Erbauer der damalige Ortsvorsteher Johannes Schwinn, der von 1815 - 1848 die Geschicke unseres Dorfes lenkte. Er war der erste Ortsvorsteher unter preußischer Verwaltung. Das Kreuz, das wir heute an der Giebelseite der Kreissparkasse sehen, soll uns erinnern an die Kreuzanlage, die viele Jahre hier in der Mitte unseres Dorfes ihren Platz hatte.
Aus dem Archiv von Rainer Stürmer:
Zusammenfassung von Herr Braun, um 1990 im Auftrag der Gemeinde unter Bürgermeister Georg Fleck, erstellt.